Stress am Arbeitsplatz ist in der modernen Leistungsgesellschaft omnipräsent. Er treibt den Körper kurzfristig zu Höchstleistungen an und motiviert uns. Langanhaltender Stress am Arbeitsplatz kann dagegen zu einer großen Belastung für den Betroffenen werden und birgt ernsthafte gesundheitliche Gefahren wie Burnout, Depressionen oder Herzerkrankungen. Lassen Sie es nicht soweit kommen! Ich erkläre Ihnen, wie Sie chronischen Stress am Arbeitsplatz vorbeugen können.

Stress am Arbeitsplatz: Auslöser erkennen

Fühlen Sie sich während Ihrer Arbeit häufig gestresst? Dann sollten Sie zunächst auf die Suche nach den Stressquellen gehen. Oft gibt es nicht nur einen auslösenden Faktor. Typische Quellen für Stress am Arbeitsplatz sind:

  • Angst vor Arbeitsplatzverlust
  • Ungesunde Arbeitszeiten (dauerhafte Überstunden, ständige Erreichbarkeit, Schichtzeit, Pendeln)
  • Dauerhafter Leistungs- und Konkurrenzdruck
  • Über- beziehungsweise Unterforderung
  • Häufige Ablenkungen
  • Hohe Verantwortung
  • Geringer Handlungsspielraum
  • Von Spannungen geprägtes Betriebsklima, Konflikte mit dem Vorgesetzten oder den Kollegen
  • Wenig oder keine Anerkennung
  • Mobbing und sexuelle Belästigung
  • Große Lärm- und Hitzebelastung am Arbeitsplatz
  • Doppelbelastung durch Arbeit und Familie, vor allem bei Alleinerziehenden und Menschen, die ihre Angehörigen pflegen
  • Eigene Erwartungshaltung und Anforderung (Stichwort: zu viel wollen)

Stress am Arbeitsplatz: Diese Folgen drohen

Viele Arbeitnehmer wünschen sich, Stress komplett aus ihrem Arbeitsalltag verbannen zu können. Häufig ist das allerdings nicht möglich und auch nicht nötig. Stress führt nämlich zu einer deutlichen Steigerung der körperlichen wie geistigen Leistung. Er motiviert uns zu Höchstleistungen – allerdings nur dann, wenn er kurzfristig ist und am Ende der Stressphase ein Erfolg steht.

Langanhaltender Stress am Arbeitsplatz, der nicht mit einem positiven Erlebnis verbunden ist, ist dagegen Gift für unseren Körper. Ernsthafte körperliche wie geistige Folgen drohen. Beispiele sind:

1. Mentale Folgen:

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  • Verschlechterung der Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit
  • Gereiztheit und Aggressivität
  • Schlafstörungen
  • Angstzustände
  • Burnout und Depressionen

2. Körperliche Folgen:

  • Magen-Darm-Probleme
  • Rücken- und Nackenschmerzen
  • Bluthochdruck
  • Herzkreislauferkrankungen

Stress am Arbeitsplatz: Was Sie tun können

Geeignete Mittel zur Stressvorbeugung beziehungsweise -reduktion gibt es viele. Wichtig ist, dass Sie sowohl verhaltens- als auch verhältnispräventive Maßnahmen treffen. Im Bereich der Verhaltensprävention sollten Maßnahmen, die den Aufbau individueller und sozialer Fähigkeiten zur Bewältigung von Stresssituationen zum Ziel haben, das Kernelement bilden. Die Verhältnisprävention beinhaltet strukturelle und organisatorische Elemente, auf die häufig nur der Arbeitgeber direkten Einfluss hat.

Lernen Sie, Prioritäten zu setzen und Ihre Arbeitszeit besser einzuteilen. Machen Sie sich dazu am besten eine Liste mit allen anstehenden Aufgaben. Bewerten Sie diese nach Ihrer Dringlichkeit. Werden Sie sich bewusst: Sie müssen nicht immer alles sofort erledigen. Ein weiterer Tipp gegen Stress am Arbeitsplatz: Erledigen Sie eine Aufgabe nach der anderen. Ständige Unterbrechungen fördern nämlich Stress. Einige Aufgaben können Sie auch guten Gewissens an Kollegen abgeben, vor allem wenn diese mit dem Thema vertrauter sind als Sie.

Wenn Sie sich auf der Arbeit häufig überfordert fühlen, könnten Tages- und Wochenpläne eine Lösung für Sie sein. Denn haben Sie ihre Termine und Aufgaben klar vor Augen, können Sie sich auf das Wesentliche konzentrieren. Sie müssen nicht fürchten, etwas Wichtiges vergessen zu haben. Wenn Sie Ihren Tagesplan aufstellen, sollten Sie darauf achten, wichtige und komplexe Aufgaben auf den Vormittag zu legen, da das menschliche Leistungsvermögen durchschnittlich zwischen 09:00 Uhr und 11:00 am höchsten ist. Nach dem Mittagessen fällt man nicht selten in ein Tief, das im Volksmund gern „Suppenkoma“ genannt wird. Wobei der Begriff leicht irreführend ist, denn leichte Suppen und Eintöpfe sowie Rohkost sind als Mittagessen eigentlich eine gute Wahl – „Schnitzelkoma“ wäre also zutreffender. Machen Sie nach dem Essen möglichst eine aktive Pause, in der Sie soweit möglich einen kleinen Spaziergang einlegen oder erledigen Sie Routinearbeiten.

Viele Menschen gönnen sich in Stresssituationen keine Ruhepausen. Sie reduzieren Unterhaltungen mit Kollegen auf das Nötigste, lassen ihre Mittagspause ausfallen oder schlingen ihr Essen vor dem Rechner hastig herunter. Dieses Verhalten bildet den idealen Nährboden für psychische Erkrankungen wie Burnout oder Depressionen. Stehen Sie unter häufigem Stress am Arbeitsplatz, sollten Sie daher unbedingt kurze Ruhe- und Entspannungspausen einlegen. Wichtig ist vor allem, dass Sie Ihrem Kopf eine Auszeit von der Arbeit gönnen. Dies gelingt am besten, wenn Sie sich nach Möglichkeit nicht an Ihrem Arbeitsplatz aufhalten. Gehen Sie mit Ihren Kollegen in die Kantine, machen Sie einen Spaziergang oder ein kleines Nickerchen. Auch sportliche Betätigung wie leichtes Fitnesstraining, Entspannungsübungen oder Meditation hilft Ihnen dabei, Ihr Stresslevel zu minimieren und negative Empfindungen abzubauen.

Sie sollten sich nicht nur während der Arbeitszeit angemessene Ruheoasen schaffen. Genauso wichtig ist es, nach der Arbeit abzuschalten. Dabei helfen können regelmäßige Rituale wie Kochen, Sport oder ein entspanntes Frühstück, bei dem Sie gemütlich die Zeitung lesen. Vermeiden Sie es nach Möglichkeit, zuhause Arbeitsmails zu lesen und zu beantworten. Sie müssen auch nicht ständig erreichbar sein, das gilt nicht nur für berufliche Kommunikation. Schalten Sie nachts Ihr Handy aus, die Nacht gehört dem Schlaf.

Langanhaltende Stressphasen sind für Körper und Geist belastend. Uns aus dieser misslichen Lage zu befreien, liegt nicht immer in unserer Macht. Gelingt es Ihnen nicht, Ihr Stresslevel eigenständig zu reduzieren, wenden Sie sich an eine Vertrauensperson. Schildern Sie Ihre Problematik. Gemeinsam können Sie an Strategien zur Stressbewältigung arbeiten. Wenn Sie Opfer von Mobbing oder sexueller Nötigung sind, sollten Sie sich unbedingt an Ihren Vorgesetzten oder eine Person, der Sie voll und ganz vertrauen, wenden. Lassen Sie die verbalen und körperlichen Übergriffe nicht einfach über sich ergehen, werden Sie aktiv. Diese Herangehensweise bietet sich auch bei Konflikten mit Kollegen an. Ziehen Sie eine außenstehende Person hinzu. Diese kann die Situation oftmals besser einschätzen als jemand, der direkt beteiligt ist.

Stress am Arbeitsplatz: Wie Unternehmen ihre Angestellten schützen können

Diese Maßnahmen reichen in einigen Fällen jedoch nicht aus, um eine dauerhafte Überforderung zu regulieren. Ursächlich sind häufig grundlegende strukturelle oder organisatorische Probleme im Unternehmen. Um seinen Mitarbeiter zu entlasten, ist hier der Arbeitgeber gefragt.

Schlechte Mitarbeiterführung zählt zu einer der häufigsten Quellen für Stress am Arbeitsplatz. Besonders fatal kann sich fehlende oder schlechte Kommunikation im Unternehmen auf die Leistung und Zufriedenheit der Arbeitnehmer auswirken. Werden Aufgaben nicht klar kommuniziert, kann es passieren, dass sich mehrere Mitarbeiter einer Aufgabe widmen oder dass diese unter den Tisch fällt. In beiden Fällen droht Kritik vom Vorgesetzten, die den Stresspegel nicht gerade reduziert. Als Vorgesetzter sollten Sie Ihren Mitarbeitern daher immer klare Anweisungen geben.

Zu einer guten Mitarbeiterführung gehört auch die Wertschätzung der Angestellten. Denn werden erbrachte Leistungen nicht entsprechend gewürdigt, senkt das nicht nur auf Dauer die Motivation, sondern kann auch psychische Belastung auslösen. Geben Sie Ihren Mitarbeitern daher regelmäßig positives Feedback. Wichtig ist auch, dass Sie Kritik zulassen, die Ideenvielfalt fördern und dass Sie Ihren Mitarbeitern ein Mitspracherecht und Entscheidungsspielräume bei der Aufgabenerfüllung geben.

Viele Arbeitnehmer plagt die Angst, ihren Job zu verlieren. Dies führt unweigerlich zu Stress. Als Vorgesetzter sollten Sie Ihren Mitarbeitern die Angst vor einem Jobverlust oder einer Versetzung nehmen. Hören Sie sich die Sorgen Ihrer Angestellten an und führen Sie regelmäßig Feedbackgespräche. Sie sollten Ihren Mitarbeiter zudem stets die neuesten Unternehmensnachrichten zukommen lassen. Informieren Sie unmittelbar über Erfolge, Zahlen, aber auch über weniger erfreuliche Entwicklungen.

Überfordernde Arbeitspensa und Überstunden führen auf Dauer zwangsläufig zu Stress am Arbeitsplatz. Spricht der Mitarbeiter seine Überlastung nicht selbst an, s der Vorgesetzte einschreiten. Das Arbeitsschutzgesetz erlegt ihm diese Pflicht auf. Eine wirksame Gegenkraft bei Über- wie auch Unterforderung kann darin bestehen, dass das Unternehmen die Aufgaben- und Personalplanung an die aktuelle Arbeitssituation der Mitarbeiter – zum Beispiel durch die Neuverteilung von Aufgaben oder die Einstellung neuer Kollegen bzw. von Hilfskräften – anpasst. Von alleine versteht sich, dass angeordnete Überstunden immer angemessen abgegolten oder durch Urlaubsstunden ausgeglichen werden müssen. Sie beweisen Ihren Angestellten damit nicht nur Ihre Wertschätzung, sondern fördern auch deren Motivation und Konzentration.

Arbeitnehmer verbringen einen Großteil ihres Tages auf der Arbeit. Die dortige Anwesenheit sollte daher so angenehm wie möglich gestaltet sein. Arbeitgeber sollten darauf achten, ihren Mitarbeitern ausreichend Platz für ihre Arbeit zur Verfügung zu stellen. Der Angestellte darf sich nicht eingeengt fühlen. Auch Lärm, Kälte, Hitze oder schlechte Lichtverhältnisse können sich negativ auf das Wohlbefinden des Mitarbeiters auswirken. Klimaanlagen, Jalousien, eine gute Beleuchtung und gegebenenfalls das Aufstellen von Lärmschutzwänden in Großraumbüros können Stress am Arbeitsplatz vorbeugen.

Wenn Sie mehr zum Thema Stress erfahren möchten, kann ich Ihnen die Blogbeiträge  “Die Lebenserwartung steigt: Länger gesund arbeiten” und “Stress: Auslöser, Folgen und Möglichkeiten, ihn zu vermeiden” empfehlen.