Immer mehr Deutsche entscheiden sich bewusst für eine gesunde Lebensweise. Ausreichend Bewegung, kein Nikotin, wenig Alkohol und Fleisch gelten als wichtige Säulen für ein gesundes Leben. Oder sollte man gleich komplett auf Fleisch verzichten? Mittlerweile fünf Prozent der Deutschen beantworten diese Frage mit Ja. Die Beweggründe für eine vegetarische Ernährung sind vielfältig. Ein Großteil der Vegetarier verzichtet aus Gründen der Gesundheitsförderung auf Fleisch. Doch führt eine vegetarische Ernährung tatsächlich zu einem gesünderen Leben?

Vegetarier verzichten auf jedes Nahrungsmittel, für deren Herstellung ein Tier getötet werden muss. Sie essen daher weder Fleisch, Fisch noch Produkte wie Schmalz und Gelatine. Eier und Milch sind dagegen erlaubt. Bei der veganen Ernährungsweise, eine strenge Form des Vegetarismus, werden sogar alle Lebensmittel tierischen Ursprungs vom Speiseplan gestrichen. Daneben gibt es noch Lacto-Vegetarier, Ovo-Vegetarier, Pescetarier, Rohkostveganer, Frutarier etc. Vegetarier ist also nicht gleich Vegetarier. Alle Informationen zu den verschiedenen Ausprägungen des Vegetarismus finden Sie in der folgenden Tabelle:

Formen des Vegetarismus

Ernährungsweise

Ovo-Lacto-Vegetarier Ovo-Lacto-Vegetarier essen kein Fleisch und keinen Fisch. Tierische Produkte wie Milch und Eier, für dessen Produktion kein Tier getötet werden muss, sind hingegen erlaubt.
Lacto-Vegetarier Bei dieser Ernährungsform wird auf Fleisch, Fisch und Eier verzichtet. Milch und Milchprodukte sind erlaubt.
Ovo-Vegetarier Ovo-Vegetarier essen weder Fleisch noch Fisch, zudem verzichten sie auf Milch. Eier stehen auf dem Speiseplan.
Pescetarier Ob Pescetarier zu den Vegetariern zählen, ist umstritten. Der Grund: Pescetarier essen Fisch und damit Tiere. Auch Milch und Eier kommen auf den Tisch. Verzichtet wird ausschließlich auf Fleisch.
Veganer Veganer verzichten auf alle Produkte, die von Tieren stammen. Dies schließt nicht nur Lebensmittel, sondern auch Gebrauchsgegenstände wie Leder, Wolle und Seide ein.
Rohkostveganer Rohkostveganer essen – wie der Name schon sagt – ausschließlich Rohkost. Daher setzt sich ihre Ernährung weitgehend aus unerhitzten pflanzlichen Lebensmitteln zusammen.
Frutarier Frutarismus ist die strengste Form des Vegetarismus. Frutarier essen nur Pflanzen, die geerntet werden können, ohne die Stammpflanze zu beschädigen. Hierzu zählen unter anderem Obst, Beeren, Tomaten, Bohnen, Nüsse und Samen.

Beweggründe für eine vegetarische Ernährung

Die Gründe, warum sich Menschen für eine vegetarische Ernährung entscheiden, sind so vielfältig wie der Vegetarismus an sich. Die meisten Vegetarier ernähren sich allerdings aus moralischen Gründen fleischlos. Sie möchten Tieren kein Leid zufügen oder berufen sich auf allgemeine Tierrechte, die unter anderem das Verbot der Tötung von Lebewesen jeglicher Art einschließen. Einige Vegetarier lehnen den Verzehr von Fleisch auch ab, da sie mit den aktuell in Deutschland geltenden Standards der Tierhaltung nicht einverstanden sind. In ihren Augen sind die nicht artgerechte Massentierhaltung, die langen Transporte zum Schlachtbetrieb, der massenhafte Einsatz von Medikamenten etc. ethisch nicht zu rechtfertigen.

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Auch der Aspekt der Gesundheitsförderung spielt bei der Entscheidung, ein fleischloses Leben zu führen, oft eine wichtige Rolle. weisen darauf hin, dass Vegetarier in der Regel einen überdurchschnittlich guten Gesundheitszustand besitzen. Sie leiden unter anderem seltener an Übergewicht, Bluthochdruck und Herz-Kreislauferkrankungen als Fleischesser. Ob der Vegetarismus die ausschlaggebende Ursache für ein geringeres Krankheitsrisiko ist oder doch Faktoren wie Bewegung, Stress, Alkohol- und Tabakkonsum dieses entscheidend beeinflussen, konnten die Studien allerdings nicht belegen.

Umweltschutz ist ein weiterer häufig bei Veganern anzutreffender Beweggrund für eine pflanzliche Ernährung. Die Herstellung von tierischen Lebensmitteln verbraucht in der Regel nämlich deutlich mehr Energie und Wasser als die Produktion der gleichen Menge pflanzlicher Nahrung. Zudem werden bei der Produktion von tierischen Erzeugnissen größere Mengen klimaschädlicher Treibhausgase wie Kohlenstoffdioxid oder Methan freigesetzt. Besonders negativ wirkt sich die Haltung von Rindern auf unser Klima aus. Ein Rind kann bis zu 250 Liter Methan am Tag ausstoßen. Da Methan als Treibhausmittel in der Atmosphäre bis zu 25 Mal schädlicher als Kohlenstoffdioxid ist, fördert die Massenhaltung von Rindern den menschengemachten Treibhauseffekt immens.

Auch die Haltung von Tieren wirkt sich negativ auf das Klima aus. Ein Hausrind stößt täglich etwa 150 bis 250 Liter Methan aus. Methan zählt zu den Treibhausgasen und ist 25 Mal schädlicher als Kohlenstoffdioxid. Substanzieller Teil des menschengemachten Klimawandels.

Um den CO₂-Fußabdruck möglichst gering zu halten, sollten Vegetarier allerdings darauf achten, regionale Nahrungsmittel zu kaufen. Wer umweltbewusst leben möchte, sollte zudem auf einige pflanzliche Trendlebensmittel wie Quinoa oder Avocado verzichten, da diese lange Transportwege hinter sich haben, bis sie bei uns ankommen. Darüber hinaus fördert die erhöhte Nachfrage die Entstehung von Monokulturen und Bodenerosion in den Hauptanbauregionen.

Häufig gibt es einen bestimmten Moment im Leben eines Vegetariers, der ihn dazu bewogen hat, sich fleischlos oder sogar vegan zu ernähren. Hierzu zählen unter anderem die zahlreichen Skandale, die die Fleischindustrie in den vergangenen Jahren erschüttert haben. Nachrichten über mit Keimen verunreinigtes Fleisch und Aufnahmen von kranken oder verletzten Tieren, die trotzdem geschlachtet wurden, haben vielen Menschen den Glauben an hohe Qualitätsstandards in der fleischverarbeitenden Industrie genommen.

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Beweggründe für eine vegetarische Ernährung auf einen Blick:

  • Tierschutz
  • Gesunde Lebensweise
  • Umwelt- und Klimaschutz
  • Religiöse Gründe
  • Skandale in der Fleischindustrie
  • Abneigung gegen den Geschmack von Fleisch und Fisch

Leben Vegetarier gesünder?

Diese Frage lässt sich mit einem klaren Jein beantworten. Verschiedene Studien zeigen, dass Vegetarier häufiger als Fleischesser auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung achten. Sie bevorzugen ökologische und nicht oder nur gering verarbeitete Lebensmittel. Beliebt sind neben Obst und Gemüse vor allem Getreide- und Hülsenpflanzenprodukte, Nüsse und Samen. Dieser Lebenswandel wirkt sich positiv auf die Gesundheit und Lebenserwartung aus. Gleichzeitig sind Vegetarier besser als Fleischesser versorgt mit:

  • Ballaststoffen
  • den Mineralien Magnesium und Kalium
  • den Vitaminen C und E
  • Folsäure

Allerdings setzt die vegetarische Ernährung tiefgreifendes Wissen über die Lebensmittel und ihre Nährstoffe voraus. Fehlt dieses Wissen, drohen im schlimmsten Fall Mangelerscheinungen. Veganer sind aufgrund ihres stark eingeschränkten Ernährungsplans besonders gefährdet. Typische Mangelerscheinungen treten unter anderem bei folgenden Nährstoffen und Spurenelementen auf:

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  • Eisen
  • Jod
  • Omega-3-Fettsäuren
  • Protein
  • Vitamin B12
  • Vitamin D
  • Zink

Eisen- und Vitamin B12-Mangel                                 

Eisen

Eisenmangel ist eines der häufigsten gesundheitlichen Probleme bei Vegetariern und Veganern. Das lebensnotwendige Spurenelement ist zwar sowohl in tierischen als auch in pflanzlichen Lebensmitteln enthalten, der menschliche Körper kann Eisen aus tierischen Quellen allerdings wesentlich besser verarbeiten. Zudem ist der Eisenanteil in Pflanzen zumeist relativ gering. Größere Mengen des Spurenelements finden sich unter anderem in folgenden pflanzlichen Nahrungsmitteln:

  • Hülsenfrüchte
  • Nüsse
  • Tofu
  • Hirse
  • Sojabohnen

Um den täglichen Eisenbedarf von 15 mg (Frauen zwischen 19 und 50 Jahren) beziehungsweise 10 mg (Männer zwischen 19 und 50 Jahren) als Vegetarier decken zu können, empfehlen Mediziner, eisenhaltige pflanzliche Lebensmittel mit Vitamin-C-reicher Nahrung zu kombinieren. Der Körper kann das Eisen so besser aufnehmen. Eisenpräparate sollten nur in Absprache mit einem Arzt eingenommen werden.

Wenn Vegetarier nicht darauf achten, eisenreiche Nahrungsmittel zu sich zu nehmen, kann es leicht zu einem Eisenmangel kommen. Betroffen sind insbesondere junge, schlanke Frauen und Schwangere. Eisenmangel wiederum ist eine der häufigsten Ursachen für Blutarmut, da unser Körper das Spurenelement für die Blutbildung benötigt. Bei einem Mangel an Eisen fehlt der wichtigste Baustein für den Farbstoff der roten Blutkörperchen. Ohne das sogenannte Hämoglobin sind die roten Blutkörperchen nicht mehr in der Lage, Sauerstoff zu transportieren.

Vitamin B12

Das Vitamin B12 ist ein essentieller Mikronährstoff, der eine bedeutende Rolle bei der Zellteilung in unserem Körper spielt. Es kommt ausschließlich in tierischen Lebensmitteln vor. Reich an Vitamin B12 sind unter anderem Eier, Rindfleisch, vor allem Leber, sowie bestimmte Fisch- und Käsesorten. Für Veganer und strenge Vegetarier bedeutet dies, dass sie ihren Vitamin B12-Spiegel nicht oder nicht ausreichend über die Nahrung decken können. Zwar kann die Leber den Mikronährstoff über mehrere Jahre speichern, ist der Speicher aber erst einmal leer, sind Veganer auf Nahrungsergänzungsmittel angewiesen. Ohne die Zufuhr von Vitamin B12 entwickeln sich innerhalb einiger Jahre Mangelerscheinungen wie Erschöpfung, Infektanfälligkeit, Koordinationsstörungen bis hin zu Blutarmut und Depressionen.

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Vegetarische Ernährung bei Schwangeren und Kindern

Schwangere Frauen und Heranwachsende haben einen erhöhten Nährstoffbedarf. Viele Menschen bezweifeln, dass sich dieser durch eine vegetarische oder sogar vegane Ernährung decken lässt. Doch sind diese Zweifel berechtigt? Ja und nein. Während eine ausgewogene ovo-lacto-vegetarische Ernährung sowohl für Jugendliche als auch für Schwangere gesundheitliche Vorteile mit sich bringt, ist eine rein pflanzliche Ernährungsweise für diese Bevölkerungsgruppen nicht empfehlenswert. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung besteht ein erhöhtes Risiko für neurologische Störungen und Entwicklungsstörungen, wenn sich die Mutter während der Schwangerschaft strikt vegan ernährt oder das Kind in den ersten Lebensjahren rein pflanzliche Nahrung erhält. Zudem könne die vegane Ernährungsweise bei Kleinkindern zu ernsthaften Mangelerscheinungen führen. Diese können wiederum Wachstumsverzögerungen und Störungen der Blutbildung zur Folge haben. Ihrem Kind zuliebe sollten vegan lebende Mütter also darauf verzichten, sich während der Schwangerschaft und ihr Kind in den ersten Jahren rein pflanzlich zu ernähren.

Fazit: Vor- und Nachteile einer vegetarischen Ernährung

Zum Schluss müssen wir noch die eingangs gestellte Frage beantworten, ob Vegetarier gesünder als Fleischesser leben. Es sollte klar geworden sein, dass die vegetarische Ernährung viele Tücken besitzt. Wer unüberlegt, Fleisch oder sogar alle tierischen Produkte von seinem Speiseplan streicht, riskiert ernsthafte Mangelerscheinungen und Krankheiten wie Blutarmut. Veganer sind darüber hinaus gezwungen, bestimmte Nahrungsergänzungsmittel zu sich zu nehmen.

Wenn Sie allerdings auf eine ausgewogene Ernährung mit vielen nährstoffreichen Lebensmitteln achten, ist Vegetarismus für den Körper nicht nur unschädlich, sondern sogar förderlich. Vegetarier leiden in der Regel seltener an Übergewicht und haben eine höhere Lebenserwartung als Fleischesser. Auch ihr Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Krankheit zu erkranken, ist geringer. Alle Vor- und Nachteile einer vegetarischen Ernährung finden Sie in der folgenden Tabelle.

Vorteile einer vegetarischen Ernährung:

Nachteile einer vegetarischen Ernährung:

Positiver Effekt auf die körperliche Verfassung, wenn auf eine ausgewogene Ernährung geachtet wird Ernährungsweise setzt ausgeprägtes Wissen über Lebensmittel und deren Inhaltsstoffe voraus
Geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen Bei unausgewogener und veganer Ernährung kann es zu einer Unterversorgung mit bestimmten Nährstoffen wie Vitamin B12, Eisen, Zink, Eiweiß und Jod kommen
Geringere Wahrscheinlichkeit, an Übergewicht zu leiden Ernährungsweise ist nicht immer alltagstauglich, Ausgrenzung bei Restaurantbesuchen oder Festen kann die Folge sein
Höhere Lebenserwartung als Fleischkonsumenten