Es gibt eine ganze Menge von Forschungen, die versuchen, das Rätsel des Zelltodes, also unsere natürliche Zerfallsprogrammierung, zu lösen. Auch hier spielen die epigenetischen Schalter eine wesentliche Rolle. Wenn wir älter werden, lassen die Zellaktivitäten nach, das Immunsystem wird anfälliger, wir erkranken. Entzündungsprozesse nehmen in der Folge zu, wozu auch die krebstechnische Entartung einer Zelle gehört. Wir sterben zum Schluss an einer generellen „chronischen Entzündung“.
Wissenschaftler vermuten daher, dass die Langlebigkeitsgene sich in den Stellen der DNA verstecken, die die Proteine der Immunabwehr steuern. Eine besondere Rolle spielt dabei die Telomerase. Bei jeder Duplizierung verkürzt sich der DNA-Strang ein wenig. Die Telomerase schließt sich wie eine Schutzkappe um die jeweiligen DNA-Enden und ersetzt fehlende Basen. Dadurch bleibt die DNA länger teilungsfähig und damit auch die ganz Zelle. Im Reagenzglas konnte man bereits den Alterungsprozess von Zellen durch die gezielte Gabe des Enzyms stoppen. Wir sind jedoch weit davon entfernt, dies auch für den menschlichen Organismus einsetzen zu können.
Forschung zum Zelltod
Der Ansatz ist verheißungsvoll und erschreckend zugleich! Wie gut die Telomeraseproduktion im Körper verläuft, obliegt einzig und allein unseren epigenetischen Systemen und den vorhandenen genetischen Voraussetzungen. Insbesondere der Einfluss von Dauerstress, echtem oder nur selbst empfundenem, wirkt sich nachweislich auf die Telomerasekonzentration aus. Es gibt weitere Stoffe, die die Produktion der Telomerase fördern oder deren Abbau reduzieren. Dazu gehören das den Blutzucker regulierende Gen IGF1 sowie das für die Insulinempfindlichkeit maßgebliche Gen FOXA3A. Ein niedriger Insulinpegel spricht statistisch für ein längeres Leben.
Ebenfalls wichtig ist das Protein Sirtuin, das sich um die Telomerase legt, an den Histonschwänzen andockt und sie durch den Abbau von aggressiven Acetylgruppen vor ungewolltem Zugriff schützt. Eine besonders charmante Form der Lebensverlängerung wird dem Rotwein nachgesagt, der die Substanz Reservatol enthält, die wiederum positiv auf die Produktion von Sirtuin wirken soll. So ganz genau kennt man den Zusammenhang noch nicht – ist aber auch ganz egal, denn der Rotwein schmeckt hoffentlich auch so, natürlich in Maßen! Egal für was und wie man sich entscheidet, das Alter bietet viele schöne Seiten.