Wir wären keine Menschen, wenn uns nicht unser unbändiger Wissensdrang immer wieder nach den Ursachen und dem Warum und Woher suchen lassen würde. In einer gewaltigen, konzertierten Aktion begannen ab 1990 Forscher, sich an die Dechiffrierung des individuellen Gencodes zu machen und damit das letzte Geheimnis des Menschen zu lüften.

Ziel war es, alle Gene auf der DNA zu analysieren, herauszufinden, wo ein Gen anfängt, wo es aufhört, und welche Aufgabe es erfüllt. Die weitere Vision war es, Erkrankungen frühzeitig zu entdecken und zu reparieren. So wetteiferten Wissenschaftler auf der ganzen Welt, das Rätsel der genetischen Information zu entwirren. Dies war ein nicht ganz billiges Unterfangen. So kostete 1985 die Sequenzierung, also das Ablesen der einzelnen Bausteine, etwa 1 Dollar pro nachweisbarem Nukleotid. Heute machen das Analyseroboter zu einem Preis von unter einem Cent und in wesentlich kürzerer Zeit. Die Gier nach Ruhm und Profit ließ die Gelder sowohl der staatlichen als auch der privaten Institutionen und Privatpersonen stetig fließen.

Die Entschlüsselung der menschlichen DNA

Dann, nach fast zehn Jahren Arbeit, verkündete Bill Clinton zusammen mit Craig Venter von der Firma Celera Genomics am 26. Juni 2000, dass es nun endlich gelungen sei, 97 Prozent der menschlichen Erbinformation zu entschlüsseln.

Die Verkündung zog heftige Diskussionen nach sich. Die Gegner sahen den gläsernen Menschen kommen und befürchteten zum Beispiel die systematische Aussiebung von Menschen mit „schlechten Genen“, während die Befürworter das Ende von Krankheiten wie Krebs, Diabetes und Alzheimer in erreichbarer Nähe wähnten.

Freie Trisomie 21 des Gens 21. Quelle: Tenbusch, Wolfgang: Die Gen-Power-Formel. Für mehr Energie, Lebensfreude und Erfolg.

Doch bald kam die große Ernüchterung, denn schnell musste man feststellen, dass es sehr schwer war, den genauen Anfang und das Ende sowie die Funktion eines Gens zu bestimmen. So ist es bis heute nur bei ganz wenigen Erkrankungen möglich, die Ursache eindeutig auf bestimmte Gendefekte zurückzuführen. Ein Beispiel ist das Down-Syndrom, das auf einem Defekt des Chromosoms 21 beruht, bei dem das Gen in dreifacher Ausführung vorliegt, die sogenannte Trisomie 21. Ansonsten gibt es nur wenige eindeutig korrelierte Verknüpfungen zwischen Gen und Krankheit.

Wie weit ist die Genforschung?

Gen-Analysen oder Gentests sind heute schon schnell und erschwinglich zu haben. Interessanterweise hat Google in zwei Analyse-Unternehmen investiert: 23andme und Navigenics. Aber auch in Deutschland hat man bei der Firma Personal Genomics Services (PGS) in Frankfurt den Trend erkannt und bietet einen Test für den Normalverbraucher an.

Doch die Ergebnisse sind noch immer sehr ungenau und schickt man Tests an zwei unterschiedliche Firmen, so gibt es Abweichungen zwischen den Analysen. In den Ergebnissen werden allgemein Risikopotenziale zum Beispiel für Alzheimer und andere Krankheiten aufgezeigt. Ob diese unabwendbar sind oder nur eine Möglichkeit darstellen, die noch von vielen anderen Faktoren abhängt, das kann nur ein Facharzt für Humangenetik richtig und verantwortungsbewusst beurteilen. Deshalb sollten Sie Vorsicht im Umgang mit den eigenen genetischen Daten und deren Interpretation walten lassen!

Fazit:

  • Die Genanalyse schafft nur einen Überblick über die individuelle Struktur. Sie gibt keine Auskunft über die in der Zukunft stattfindenden Genexpressionen. Diese beeinflussen wir stark durch unseren eigenen Lebensstil.
  • Genanalysen sind noch fehlerbehaftet und sollten nur von einem geschulten Arzt interpretiert werden.
  • Wir sind noch weit davon entfernt, gezielte genspezifische Medikamente für die breite Anwendung zu produzieren.