Bei vielen beruflichen Tätigkeiten müssen Beschäftigte Gegenstände, Arbeitsmittel und Werkzeuge unter Einsatz ihrer Muskelkraft bewegen. Sind solche Lasten zu schwer oder werden sie in ungünstigen Körperhaltungen gehoben und getragen, kann das zu Verschleißerscheinungen und anderen Gesundheitsschäden führen.
Lastenhandhabung gehört für viele Menschen zu ihrem alltäglichen Berufsleben. Laut der Sonderauswertung “Körperlich harte Arbeit” der Repräsentativumfrage zum DGB-Index Gute Arbeit 2018 geben 30 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an, sehr häufig oder oft körperlich schwere Arbeit leisten zu müssen. Darunter fallen schwere Lasten zu tragen, heben oder zu stemmen. Betroffen sind vor allem Beschäftigte am Bau und im Pflegedienst. Hierzu wurden bundesweit mehr als 8.000 Beschäftigte zur Qualität ihrer Arbeitsbedingungen befragt.
Je nach Gewicht der Last und Körperhaltung kann diese Art der Arbeit zu gesundheitlichen Beschwerden führen. Besonders häufig betroffen sind dabei die Wirbelsäule, die Muskulatur oder der Beckenboden. Durch
die dauerhafte Belastung kann es beispielsweise zu einem Bandscheibenvorfall oder zu Ischias-Beschwerden kommen. Wie können Mitarbeiter solchen Schäden vorbeugen?
Ursachen kennen
Zunächst sollten Beschäftigte den Ursachen für ihre Beschwerden auf den Grund gehen. Gründe für Belastungen bei der körperlichen Arbeit können sein:
- Ungünstige Körperhaltungen: zum Beispiel Arbeiten im Knien, im Stehen, in beengten Verhältnissen oder das Arbeiten über Schulterhöhe sowie über Kopf.
- Vibrationen und Schwingungen: Ganzkörpervibrationen etwa beim Gabelstaplerfahren oder beim Benutzen von Werkzeugen wie einem Presslufthammer.
- Manuelle repetitive Bewegungen: zum Beispiel klopfen, greifen, drücken oder hämmern.
- Tätigkeiten, die enorm viel Kraft erfordern.
- Nicht-ergonomische Gestaltung von Maschinen.
Speziell bei der manuellen Lastenhandhabung können Mitarbeiter viel falsch machen: Unkorrektes Heben, Tragen oder Schieben können durch Fehlbelastungen der Wirbelsäule und der Muskulatur akute oder sogar bleibende Gesundheitsschäden auslösen. Die individuellen Belastungsgrenzen sind jedoch unterschiedlich stark ausgeprägt und werden durch Faktoren wie Alter, Geschlecht, körperliche Leistungsfähigkeit, Gesundheitszustand, Muskulatur und Fertigkeit beeinflusst.
Mögliche Auswirkungen
Besonders betroffen von alltäglicher Lastenhandhabung ist der Rücken – speziell der untere Rücken an der Lendenwirbelsäule. Laut des DAK-Gesundheitsreports 2018 leidet ein Großteil der Arbeitnehmer unter Rückenschmerzen:
- Während in der Umfrage 2003 noch 55 Prozent der Berufstätigen angaben, mindestens einmal im Jahr Beschwerden zu haben, sind es in der aktuellen Studie bereits mit 75 Prozent.
- Rückenschmerzen sind die zweithäufigste Einzeldiagnose für Krankschreibungen.
- Jeder siebte Arbeitnehmer (14,4 Prozent) leidet bereits drei Monate oder länger unter Rückenschmerzen.
Wenn solche Belastungen über einen längeren Zeitraumauftreten, können sich chronische Beschwerden und Erkrankungen durch degenerative bandscheibenbedingte Veränderungen, aber auch durch arthrotische Veränderungen der Knie- und Hüftgelenke, entwickeln.
Prävention: Auf die Technik kommt es an
Um körperliche Beschwerden vorzubeugen, sollten Beschäftigte auf ihre Körperhaltung achten. Auch die richtige Hebe- und Tragetechnik beugen Überlastungen der Bandscheiben vor und minimieren das Risiko von Schädigungen. So gelingt das korrekte Heben und Tragen:
- Lasten immer aus der Hocke heben. Dabei den Rücken gerade halten und nicht verdrehen und Hohlkreuz vermeiden.
- Auf einen festen Griff und sicheren Stand achten. Aufstellung der Füße mindestens hüftbreit auseinander.
- Beim Heben und Tragen schwerer Gegenstände Sicherheitsschuhe verwenden.
- Die Last möglichst nahe und frontal zum Körper tragen.
- Beim gemeinsamen Tragen von Gegenständen den Vorgang abstimmen.
- Niemals versuchen fallende Lasten aufzufangen.
- Transportwege frei von Stolperstellen und Rutschgefahren halten.
Generell gilt: nie zu viel auf einmal tragen. Besser mehrmals gehen, um Unterstützung von den Kollegen bitten oder Hilfsmittel nutzen. In der Lastenhandhabungsverordnung sind je nach Alter und Geschlecht unterschiedliche zumutbare Belastungen für gelegentliche und häufige Transporte von Lasten definiert:
Geschlecht | Maximalgewicht bei gelegentlichem Tragen | Maximalgewicht bei häufigem Tragen |
Frauen (jegliches Alter) | 15 | 10 |
Männer (15-18 Jahre) | 35 |
20 |
Männer (19-45 Jahre) | 55 | 30 |
Männer (ab 45 Jahre) | 45 | 25 |
Eine gute Vorbereitung und Pflege der Muskeln helfen ebenfalls, sich vor Überlastung zu schützen. Bereits einfache Übungen vor der Arbeit wärmen die Muskulatur auf und stärken sie so nachhaltig. Wer es schafft, diese in seinen Alltag einzubauen, beugt Rückenschmerzen effektiv vor. Nach der Arbeit unterstützen Dehnübungen eine Entspannung der Glieder.