Regelmäßiger Sport erhält unsere Gesundheit. Er hilft nicht nur bei der Bewältigung von Lebenskrisen und Depressionen, sondern trägt auch zur Vorbeugung von ernsthaften Erkrankungen bei. Das Motto zu einem gesunden Körper und Geist heißt also: Bewegung, Bewegung und nochmals Bewegung!

Bewegung und Sport sind die beste Vorbeugung gegen Rückenschmerzen, Haltungsschäden und Osteoporose. Sport hilft auch den Cholesterinspiegel zu senken. Die körpereigene Immunabwehr wird gestärkt, Stresshormone, insbesondere Cortisol, werden vermindert ausgeschüttet beziehungsweise ein bestehender hoher Stresshormonspiegel wird schneller abgebaut. Gleichzeitig steigt der Endorphin- und Testosteronspiegel.

© Warren Wong / Unsplash.com

Sport regt auch die Gehirnaktivität an, denn es wird stärker und sauerstoffreicher durchblutet. Ein gutes Körpergefühl stärkt das eigene Selbstbewusstsein. Der normale Abbau der Muskelmasse und die Umwandlung in Fett nach dem 30. Lebensjahr wird verlangsamt.

Vom Neandertaler zur Couchpotato

Wenn wir uns an den Neandertaler erinnern, so ist die artgerechte Haltung erreicht, solange er der Jagd nachgeht. Betätigt er sich in dieser Weise, signalisiert er seinem Köper: Hallo, ich habe noch eine Aufgabe, Knochen- und Gehirnsubstanz nicht abbauen, Hormonspiegel hochhalten! Wenn wir uns jedoch vor dem Fernseher oder Computer in die berüchtigte „Couchpotato“ verwandeln, signalisieren wir unseren Genen, dass es keine genetisch definierte Aufgabe mehr gibt, und die Systeme werden heruntergefahren.

Sport hilft bei Depressionen

Eine Auswertung von 25 Studien, die Sport a) mit keiner sonstigen Behandlung, b) mit der Gabe von Placebos und c) mit der Einnahme von Psychopharmaka vergleicht, kam zu dem Ergebnis, dass Sport die Symptome der Depression eindeutig bessert, was auch in weiteren Untersuchungen belegt wird. (Rimer, Jane et al. Exercise for depression. Editorial Group: Cochrane Depression, Anxiety and Neurosis Group. Published Online: 11 Juli 2012)

Angesichts der Heterogenität der Studien lässt sich zur genauen Wirkstärke und dazu, welche Art von Sport am besten geeignet ist, keine sichere Aussage treffen. Die vorhandenen Studien lassen vermuten, dass Sport eine längere Zeit durchgehalten werden muss, um den Nutzen auf die Stimmung zu erhalten. Insgesamt ist der Effekt des körperlichen Trainings gut belegt. Englische Leitlinien zur Depressionsbehandlung empfehlen Sportprogramme mit dreimal wöchentlich 45 bis 60 Minuten sportlicher Aktivität zur Behandlung leichter Depressionen.

Depressive Menschen sind häufig körperlich inaktiv und leiden unter Antriebsschwäche. Deshalb ist es natürlich schwer, erst einmal den Anschub zu dieser Aktivität zu leisten. Doch Bewegung hilft. Sie lenkt von den depressiven Gedanken ab, Fitness und das Erlernen neuer Sportarten stärken das Selbstbewusstsein und schaffen neue soziale Kontakte. Die zur Ausschüttung kommenden Endorphine heben die Konzentration antidepressiv wirksamer Monoamine an und senken die Konzentration des Stresshormons Cortisol.

Sport versus Medikamente

Sport und mehr Bewegung im Allgemeinen sind sicherlich die besten alternativen Heilmethoden überhaupt. Ihre Wirksamkeit ist deutlich besser belegt als die vieler teurer Pseudopräparate oder Nahrungsergänzungsmittel aus der Apotheke oder dem Reformhaus. Die Nebenwirkungen des Laufens (Verletzungsrisiko usw.) sind im Verhältnis zur positiven Wirkung sehr gering. Insgesamt also eine sehr preisgünstige, effektive und nebenwirkungsarme Ergänzung der medizinischen Behandlung vieler Krankheiten, eben auch von Depressionen.

© Steve Buissinne / Pixabay.com

Bewegung ist allerdings kein Allheilmittel und bei schwereren Erkrankungen muss man auf eine medikamentöse und/oder Gesprächstherapie zurückgreifen. Die meisten Medikamente beeinflussen die Verweildauer von Serotonin im Blut, das bewiesenermaßen einen positiven Einfluss auf die Gemütslage hat. Bei vielen Angsterkrankten wird oft ein zu niedriger Serotoninspiegel festgestellt. Glücklicherweise verfügen wir heute über ein großes Angebot an tatsächlich wirksamen Mitteln, sodass den Menschen sowohl im akuten Zustand als auch langfristig geholfen werden kann.

Doch führen diese Medikamente nicht zur Sucht? Hier kann man Entwarnung geben. Bei den meisten Antidepressiva gibt es keine direkte körperliche Abhängigkeit, aber die große Gefahr, dass nach Absetzen der Pillen der alte mentale Zustand wieder eintritt, wenn nicht begleitende Therapien vorgenommen werden. So greift der Patient aus Angst vor dem Rückfall schnell wieder zum Medikament, oder weil nicht immer ein Therapieplatz vorhanden ist. Um Depressionen bestmöglich zu behandeln, benötigt es also nicht nur Sport und Medikamente, auch eine therapeutische Begleitung des Patienten ist für die Genesung entscheidend.