Familiäre Belastungen, dauerhafter Medienkonsum, Leistungsdruck, überzogener Ehrgeiz – viele Faktoren können heutzutage Stresssituationen auslösen. Trotz seines schlechten Images hat Stress in kleinen Dosen einen positiven Effekt auf unseren Körper. Er fördert die Leistungsfähigkeit und Konzentration. Halten die Belastungssituationen aber über längere Zeit an, kann das ein hohes Risiko für die Gesundheit bedeuten. Schlafforscher Hans Selye unterscheidet deshalb nach positivem und negativem Stress.

Was ist Stress?

Aus medizinischer Sicht ist Stress die Reaktion unseres Gehirns auf eine Gefahrensituation. Dieser Mechanismus ist seit Urzeiten in uns verankert und erfüllt eine lebenswichtige Funktion. Denn ohne das Alarmsignal Stress, das die Kampf- oder Fluchtreaktionen unseres Körpers in Gang setzt, hätten unsere Vorfahren lebensbedrohliche Situationen kaum unversehrt überstanden – zum Beispiel den Angriff eines wilden Tieres.

Zunächst schadet uns Stress also nicht, er macht uns kurzfristig sogar leistungsfähiger. Andauernder Stress hingegen kann sich negativ auf Körper und Psyche des Menschen auswirken. Der Mediziner und Begründer der Stressforschung Hans Selye hat Stress in zwei Arten kategorisiert:

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Eustress (positiver Stress) – motivierend

Gelegentlich auftretender Stress mit kurzen Erholungsphasen wird von Selye als positiver Stress bezeichnet, da er die natürliche Widerstandskraft des Körpers gegen Krankheitserreger steigern kann. Dieser kann für den Körper zwar eine kurzfristige Belastung darstellen, stärkt aber langfristig die Gesundheit. Zusätzlich sorgt positiver Stress für mehr Ausgeglichenheit und Vitalität im Alter. Durch ihn können wir Aufgaben und Herausforderungen schneller lösen und uns besser konzentrieren. Eustress wird so zu einem wahren Antriebsmotor für Kreativität. Diese Art von Stress zeigt sich, wenn eine Person eine Tätigkeit ausübt, welche ihm / ihr Spaß macht, beispielsweise bei einem bevorstehenden Auftritt oder einer Hochzeit.

Disstress (negativer Stress) – gesundheitsschädlich

Distress beschreibt Selye als Dauerstress – ständig aufeinanderfolgende, kurz andauernde Belastungszustände. Diese Form führt zunächst zu einer verminderten Leistungsfähigkeit und Aufmerksamkeit. Wenn sich der Organismus aber in dauerhafter Alarmbereitschaft befindet, bleibt die Entspannung aus. Auf lange Sicht kann es einen negativen Effekt auf unsere Gesundheit haben und zu Erschöpfung, Krankheiten und sogar Organschäden führen.

Entstehung von Stress

Auslöser für Stress können unterschiedliche externe (Umwelt) oder personeninterne Faktoren, sogenannte Stressoren, sein. Interne Stimuli sind beispielsweise Unsicherheit, Ängste und Sorgen, während externe Faktoren Lärm oder Wetterbedingungen umfassen. Generell entsteht Stress, wenn es ein Ungleichgewicht zwischen den an das Individuum gestellten Anforderungen und den zur Verfügung stehenden Ressourcen gibt. Aus dieser Diskrepanz resultiert ein Zustand von Erregung und Anspannung, den wir oft als beunruhigend und unüberwindbar empfinden. Beispiel: Bei der Arbeit steht ein anspruchsvoller Auftrag auf der Agenda, der in sehr kurzer Zeit erledigt werden muss, während sich andere Aufgaben stapeln.

Stressphasen

Als einer der ersten Forscher setzte sich Selye mit der Entstehung von Stress auseinander. Sein Modell beschreibt die physiologische Reaktion auf Stressoren. Es geht davon aus, dass die Reaktion, unabhängig von der Art des Stressors, immer dieselbe ist. Das System gliedert sich in drei Phasen:

1. Alarmreaktion

Die Alarmreaktion besteht aus physiologischen Mechanismen, die darauf abzielen, den „Normalzustand“ wiederherzustellen. Es werden beispielsweise Stresshormone wie Adrenalin freigegeben, die der raschen Bereitstellung von Energiereserven dienen.

2. Resistenz

Wenn die Stressphase weiter anhält, folgt als nächstes die Phase der Resistenz. In dieser Phase adaptiert der Organismus indem er einen Widerstand gegen den Stressauslöser entwickelt und eine Resistenz ihm gegenüber aufbaut. Auf der anderen Seite scheint dafür die Stresstoleranzkompetenz gegenüber anderen Stressoren reduziert zu sein – wir zeigen dann auch auf schwache Stressoren eine starke Reaktion.

3. Erschöpfung

Wenn es dem Organismus nicht mehr möglich ist, die Resistenz gegenüber dem Stressor länger aufrecht zu erhalten, tritt die Phase der Erschöpfung ein. Daraus folgt eine Verminderung der Leistungsfähigkeit, Ermüdung und eine Schwächung des Immunsystems. Es können sich auch Angst- und Depressionserscheinungen zeigen.

Stressauswirkungen

Stress-Symptome wie ein erhöhter Puls zeigen die Alarmreaktion des Körpers bei einer eintretenden Belastungssituation an. Bei einer kurzen Stresssituation stellt das kein Problem für die Gesundheit dar. Wird dem Körper über längere Zeit aber keine Entwarnung gegeben und die Stresshormone werden nicht abgebaut, steigt das Risiko für diverse Krankheiten.

Chronischer Stress beeinflusst nicht nur den körperlichen, sondern auch den seelischen Gesundheitszustand. Eine sinkende Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit gehören unter anderem zu den mentalen Folgen. Menschen, die unter längeren Belastungszuständen leiden, sind zudem anfälliger für Suchterkrankungen und Depressionen.

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Zu den häufigsten körperlichen Anzeichen für Stress gehören:

  • Herz- und Kreislaufbeschwerden wie Bluthochdruck, Schwindel oder Herzrasen
  • Kopf-, Nacken-, Rücken- und Gelenkschmerzen
  • Magen-Darm-Erkrankungen wie Durchfall, Verstopfung oder Sodbrennen
  • Schlafstörungen, ständige Mündigkeit
  • Hautreaktionen

Dauerhafter und belastender Stress kann außerdem Folgeerkrankungen auslösen wie:

  • Burnout
  • Angststörungen
  • Zwangsstörungen
  • Essstörungen

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Stressbewältigung: Stressoren erkennen und abmildern

Wer seine Stress-Grenzen nicht kennt, lebt gefährlich. Wie können gesundheitliche Gefahren vorgebeugt werden?

Da jeder Mensch unterschiedlich auf Stress reagiert, ist auch die Stressbewältigung individuell verschieden. Für einige Personen ist es hilfreich, Freunden und Familienmitgliedern seine Sorgen mitzuteilen und sich auszutauschen. Andere bevorzugen Entspannungstechniken beim Yoga oder Tai-Chi, Bewegung an der frischen Luft oder Musik. Entscheidend ist aber der Ausgleich zwischen Arbeit, Freizeit und Familie. Die sogenannte Work-Life-Balance verhilft zu Ruhe sowie Zufriedenheit und reduziert das Stressempfinden. Weitere zentrale Elemente sind eine gesunde Ernährung, genügend Schlaf, ausreichend Bewegung sowie regelmäßige Erholung.