Hat der Neandertaler überhaupt existiert? Ist die Menschheit gerade einmal 20.000 Jahre alt? Theorien und Vermutungen gibt es viele zu unserer Stammesgeschichte. Demgegenüber stehen wissenschaftlich hinterlegte Fakten. Letztlich ist bei der Beschäftigung mit unserer Stammesgeschichte aber vor allem eine Frage wichtig: Was haben wir an genetischen Informationen mitbekommen?

Der Wahrheit kommen wir immer näher, jedes Jahr, jeden Tag wird die Geschichte der Hominiden klarer und deutlicher. Nehmen wir also einmal an, dass am Anfang unserer Entwicklung irgendwo in Ostafrika der Ardipithecus ramidus stand, wir dabei die Entwicklung vom Primaten bis dahin überspringen, dann lebte er vor 4,4 Millionen Jahren.

Wann beginnt unsere Stammesgeschichte?

Er hatte einen noch nicht vollkommen aufrechten Gang, aber zumindest schon einen gebückten. Daraus hat sich vor ca. 2,5 Millionen Jahren der Australopithecus garhi entwickelt, dessen Lebensraum in Nordost- und Südafrika vermutet wird und dessen Spuren vor ca. 1 Million Jahren endeten. Er hatte, wie die Affen noch heute, ein Austrittsloch am unteren Schädel und erstmals eine gerade Wirbelsäule; er kannte vermutlich schon Stöcke und unbehandelte Steine, die er, ähnlich wie die Schimpansen, als Werkzeuge nutze. Er ernährte sich von Mischkost (Früchte und Aas), jagte also noch nicht selbst.

Es gibt eine Menge weiterer Unterarten die zur selben Zeit lebten, wie zum Beispiel der Homo rudolfensis mit zumindest schon einem 700 Kubikzentimeter großen Gehirn, und die sich in verschiedenen Regionen unabhängig und parallel dazu entwickelten. Wir gehen davon aus, dass sich die Weltbevölkerung aus dem afrikanischen Raum heraus verbreitet hat. Vor ca. 200.000 Jahren entwickelte sich aus dem europäischen Homo heidelbergensis der Homo neanderthalensis und parallel dazu in Afrika aus dem heidelbergensis endlich der Homo sapiens. Es gibt eine Reihe von Modellen der frühen Hominisation, wobei der aufrechte Gang und warum er sich entwickelte, eine der zentralen Fragen ist. Anhand der Skelettmerkmale kann festgestellt werden, dass sich der aufrechte, zweibeinige Gang des Menschen deutlich früher entwickelte als die starke Vergrößerung des Gehirns. Bei der Savannen-Hypothese vermutet man eine weltweite klimatische Veränderung mit einer Ausbreitung der Steppen und einem Rückgang der Waldbiotope als Anlass.

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Aufrechter Gang und Zwang zur Kooperation

Da ein Großteil der Nahrungsquellen sich dann auf dem Boden befand, mit langen Wegstrecken dorthin und nicht auf dem Baum, war die aufrechte Fortbewegung dafür besser geeignet. Eine andere Theorie geht davon aus, dass während der frühen Hominisation Vorfahren des heutigen Menschen teilweise am und im Wasser gelebt

haben. Noch heute können wir bei Menschenaffen im Zoo beobachten: Wenn sie sich im Wasser bewegen, zeigen sie den aufrechten Gang. Eine treibende Kraft der Hominisation war möglicherweise das Zusammenwirken von aufrechtem Gang und dem Zwang zur Kooperation in der Gruppe beim Jagen. Hieraus könnte sich die erste Gebärdensprache entwickelt haben. Eine Verständigung über Gebärden ermöglicht die Ablösung von instinktgesteuertem Verhalten zugunsten kultureller Werte. Dadurch wurde die schnelle Anpassung an neue Lebensräume und veränderte Lebensbedingungen zusätzlich zur biologischen Evolution möglich.

Größter evolutionärer Schritt der Stammesgeschichte: die Jagd

Der größte evolutionäre Schritt bleibt meiner Meinung nach die Entwicklung der Jagd. Dies ist somit ein sehr wichtiger Punkt für unsere spätere Betrachtung, welche genetische Veranlagungen der Mensch aus dieser Zeit hat und wie wir sie heute gebrauchen. Um selbst jagen zu können, musste der Mensch den Fähigkeiten der Raubtiere in irgendeiner Weise Paroli bieten. Werkzeuge zur Tötung und zur Bearbeitung der Beute wurden entwickelt. Ebenso war es notwendig, eine Kommunikation zwischen den Jägern aufzubauen, um die Jagd zu koordinieren. Die Frage nach den Führungsqualitäten entwickelte sich, denn die erfolgreichsten Jäger ermöglichten das schnellere Wachstum ihrer Population. Ebenso war es nötig, dem Tier zu folgen und danach wieder nach Hause zu finden, somit die bewusste Orientierung an örtlichen Gegebenheiten, Sonne, Wind und Sterne. Alles ohne Navigation und Karten! Der Jäger musste schnell mit seinen Instinkten entscheiden, ob er angreifen oder fliehen sollte. Somit entstand im Rahmen des evolutionären Prozesses das Gefühl der Angst als ein notwendiges Warninstrument vor bedrohlichen Ereignissen. Große Bereiche der Flucht oder Angriffsmechanismen sind bis heute genetisch gespeichert und auch ohne tatsächliche (Jagd-)Erlebnisse abrufbar. In Versuchen mit Menschen, bei denen man durch bildgebende Verfahren die Gehirnaktivität auf einem Bildschirm darstellen kann, stellte man fest, dass Bilder gefährlicher Tiere auch bei denjenigen das Angstzentrum anregten, die diese Tiere aufgrund geografischer oder sonstiger Umstände nachweislich noch nie gesehen oder davon gehört hatten. Man vermutet daher, dass solche Erfahrungen auch visualisiert genetisch weitergegeben werden können.

Heute: Eine Welt zwischen McDonald’s und Facebook

All diese Entwicklungen ließen sich nur mit einem Wachstum des Gehirns realisieren. Der Gang wandelte sich von halb gebückt zu vollends aufrecht. Da sich das weibliche Becken unter Einfluss des aufrechten Ganges und der damit einhergehenden Versteifung nicht mehr unbegrenzt an den wachsenden Kopfumfang des Neugeborenen anpassen konnte, musste dieses zu einem biologisch immer weiter vorverlegten Termin der Reifung zur Welt kommen – was eine wesentlich längere Brutpflege bedeutete, wenn wir das mit den Reproduktionszyklen anderer Tierarten vergleichen.

Die Evolution stoppte daher die Entwicklung bis zur sexuellen Reife für einige Jahre, wodurch eine längere Zeit von Kindheit und Jugend entsteht, in der alle überlebensnotwendigen Fähigkeiten erlernt werden müssen. An dieser Stelle sei mir ein kleiner Seitenhieb gestattet: Schaue ich mir heute unsere pubertierenden Zöglinge an, habe ich manchmal große Zweifel an ihrer Überlebensfähigkeit. Wenn wir unseren Kindern nur eine Welt zwischen McDonald‘s und Facebook präsentieren, machen wir sie zu fettleibigen, unmündigen und sozial verarmten Mitgliedern der Gesellschaft.

Schwitzen: Der Unterschied zu Tieren

Doch nun zurück zu unseren Vorfahren. Ein anderes, wenig bekanntes Unterscheidungsmerkmal zu den Tieren, das nur wir Menschen haben, ist das Schwitzen am gesamten Körper. Die ersten Primaten regulierten ihre Körpertemperatur wie alle Säugetiere über die Atmung. Deshalb hechelt unser Hund. Der größte mögliche Umfang der Zunge schränkt allerdings stark die maximale Abgabe der Wärmemenge ein. Erst der Mensch nutzte zur Wärmeabfuhr den ganzen Körper und wurde damit in puncto Ausdauer und Anpassungsfähigkeit den meisten Tieren überlegen. Außerdem ermöglichte das Schwitzen, selbst unter großer Hitze oder Anstrengung die Kommunikationsfähigkeit über Sprache zu erhalten – wer hechelt, kann nicht sprechen. Nur Schwitzen allein reichte nicht aus, physikalisch bringt erst die Verdunstung der Flüssigkeit auf der Haut den entscheidenden kühlenden Effekt. Anforderung an die Evolution war also, das Fell am Körper verschwinden zu lassen. Der Kopf blieb bedeckt, als Schutz vor der Sonne. Später entwickelte der Mensch, als Ersatz für die Behaarung, die schützende Kleidung, die ihm das Überleben auch in kälteren Regionen ermöglichte. Hier sei auch ein kleiner Hinweis an alle Vertreter der Sektion „Schweiß ist ekelig“ erlaubt: Es handelt sich beim Schwitzen um einen lebensnotwendigen und natürlichen Vorgang, und frischer Schweiß enthält unter anderem Duftstoffe, die sexuell erregen können. Betonung liegt hier auf frischem Schweiß!

In unseren Genen liegen Anteile der Neandertaler

Mit all den oben aufgeführten Merkmalen sind wir jetzt wieder ungefähr beim Neandertaler. Er hat ebenfalls schon sehr hominide Züge und wird daher als Homo sapiens neanderthalensis bezeichnet. Er hat die bekannte flache Stirn und einen noch sehr gedrängten, untaillierten, kräftigen Körper. Er war vermutlich der Erste, der bei bis zu minus 30 Grad mittels Schutzbekleidung, in diesem Falle noch Tierfelle, überleben konnte. Er tritt im europäischen und asiatischen Raum zeitgleich mit dem Homo sapiens sapiens auf.

Wer glaubte, dass wir genetisch nichts mehr vom Neandertaler in unserer Erbsubstanz finden, der musste sich kürzlich eines Besseren belehren lassen. Ganz aktuelle DNA-Untersuchungen des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig  weisen eindeutig nach, dass sich vor ca. 80.000 Jahren in Asien die beiden Rassen gepaart haben und daraus Nachkommen entstanden. Obwohl die Neandertaler ausgestorben sind, haben wir in unseren Genen noch heute einen Anteil unserer Vorfahren von 1–4 Prozent. Wenn Sie also mal wieder ihren Mann mit den Worten kritisieren „Du benimmst dich wie ein Neandertaler!“, wissen Sie jetzt auch, woher dies kommt!

Dass hier gleich zweimal „sapiens“ (lateinisch = wissend) hinter dem Homo steht, hat seine Bedeutung darin, dass dieser Teil des homininen Stammbaums unserem heutigen Menschenbild schon sehr ähnlich ist und wir genetisch die größte Übereinstimmung damit finden. Der Neandertaler erfreut sich allerdings umgangssprachlich einer so großen Beliebtheit, dass ich ihm hier noch einige Zeilen mehr widmen möchte. Seine intellektuellen Fähigkeiten waren schon sehr ausgeprägt. So beherrschte er das Werkzeugmachen, das Feuer und die Jagd. Es gab kultartige Handlungen, meist auf die nahrungsbringenden Tiere ausgerichtet.

Die Männer jagten, die Frauen lebten in der Gemeinschaft

Der Neandertaler wusste auch schon um die Begrenztheit seines Lebens und gab den Toten Gegenstände für das Leben danach mit in die Gräber. Die Männer jagten, und die Frauen lebten in Hütten/Höhlen in einer (Dorf-)Gemeinschaft. Dort waren sie für die Aufzucht der Kinder und die Zubereitung der Speisen zuständig, eben das Haushalten. (Ich sehe es förmlich vor mir, wie es jetzt bei der einen oder anderen geneigten Leserin  zu heftigem Widerspruch bezüglich der daraus resultierenden genetischen Disposition kommt – aber es hilft ja nichts, so war es eben!)

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Ein gravierender Unterschied des Neandertalers zum Homo sapiens sapiens war, dass sich bei den Neandertalern merkwürdigerweise keine ausgeprägten Zeugnisse von Kunst finden lassen. Weder Malereien oder Figuren noch filigraner Schmuck. Diese neuen Errungenschaften brachte erst der Homo sapiens sapiens hervor, der den Neandertaler vor ca. 27.000 Jahren verdrängte, weil er vermutlich geschickter bei der Jagd und der allgemeinen Lebensführung war und sich so schneller vermehren konnte. Erst bei dieser Menschengattung ergaben sich viele insbesondere kognitive Fähigkeiten wie das Sammeln von Informationen und deren gesteuerte Weitergabe oder die Frage nach dem Sinn des Lebens. Der Mensch war nun erstmals in der Lage, sein Leben distanziert zu betrachten und nach dem Warum und Weshalb zu fragen. Das Dasein nahm gewaltig an Komplexität zu. Ebenso bekam die Sexualität eine andere Dimension, da sie nicht mehr auf die Zeit der Läufigkeit begrenzt war. Es entwickelte sich zudem die Scham, eine bei Tieren unbekannte Gefühlsregung. Die primären und sekundären Geschlechtsmerkmale waren deutlich sichtbar, und es gab eine quasi jederzeit verfügbare Sexualität der Frau, nur kurz unterbrochen von der Periode.

Ackerbau und Viehzucht als großer Entwicklungsschritt

Der nächste große Entwicklungsschritt der Menschheit war die Entwicklung von Ackerbau und Viehzucht. Seit 1,9 Millionen Jahren auf Wanderschaft, ermöglichte diese Entwicklung vor erst ca. 8.000 Jahren das gesicherte Wachsen der Population, denn man war nicht mehr vom Jagdglück allein abhängig. Es konnten sich größere Dörfer bilden, daraus Städte und letztendlich sogar Staaten. Der Begriff Eigentum entwickelte sich, mit anderen Worten: Der Ärger ging so richtig los!

Fassen wir nun zusammen, was der Mensch im Laufe seiner Entwicklung gelernt hat:

Sammeln und Jagen

Um dies tun und danach die Beute an die Stellen bringen zu können, wo sie gebraucht oder gelagert werden sollte, war ein dreidimensionaler Orientierungssinn nötig. Wer sich gut orientieren konnte, war schneller in der Beschaffung und im Heimkehren. Wer es nicht konnte, war auf das direkte Nahrungsumfeld angewiesen und ging bei Mangelsituationen früher unter. Mehr Muskeln und ihr schnellerer Aufbau förderten Kraft und Ausdauer beim Mann. Noch heute brauchen Frauen grundsätzlich mindestens dreimal so lang, um einen Muskelaufbau zu erzeugen, wie ein Mann und dann nur in einem kleineren Maßstab, denn es fehlt das Testosteron!

Angriff oder Flucht

Diejenigen Spezies, die jagten oder die Gejagten waren, mussten in Sekundenbruchteilen entscheiden, in welche Richtung agiert werden musste. Angst war das natürliche Warnsignal für Gefahr und hat eine Kette von hormonellen Veränderungen zur Folge, die den Körper auf den zu erwartenden Angriff vorbereiten sollten.

Frauen lebten in der Gemeinschaft der anderen Frauen und älteren Teilnehmer der Gruppe. Sie bewegten sich nicht weit von ihrem Aufenthaltsort weg und waren eher feinmotorisch entwickelt. Sie sorgten für die Aufzucht der Kinder, wobei die Rangposition der einzelnen Frau in der Gemeinschaft der Gleichgeschlechtlichen sehr wichtig war. Für eine akzeptierte Frau bedeutete dies Schutz und Hilfe im täglichen Überlebenskampf und gesicherte Kindesaufzucht. Denn falls die Mutter durch Gewalteinwirkung verstarb, was zu diesen Zeiten an der Tagesordnung war, so übernahmen die anderen Mütter die Kinder.

In dieser Gemeinschaft der Frauen war nicht unbedingt Muskelstärke die ausschlaggebende Kernkompetenz, sondern die Integrationskraft und das soziale Netzwerk. Ansonsten galt das Recht des Stärkeren, und Fehlverhalten führte immer zu körperlicher Bestrafung der Schwächeren, meistens eben der Frauen. Über die Evolution des Sexualverhaltens wissen wir nur sehr wenig, da es sich um ein Verhalten handelt, das sich leider nicht so häufig in alten Steinwerkzeugen oder Tonscherben manifestierte. Bemerkenswert und einzigartig im Vergleich zur Tierwelt ist, wie bereits beschrieben, die Sichtbarkeit der Geschlechtsmerkmale, die freie Verfügbarkeit des Weibchens und die die Fruchtbarkeit der Frau überdauernde Zeugungsfähigkeit des Mannes.

Monogamie oder Promiskuität?

Bei der Auswahl der passenden Partner suchen beide instinktiv immer die bestmögliche Lösung für optimale Nachkommen und deren Aufzucht. Alle Reproduktionsmechanismen der Natur – und daher auch die in unseren Genen verankerten – versuchen die effektivste und schnellste Form der Fortentwicklung der Rasse zu finden, angepasst an die Umgebung. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Ob wir es bewusst wahrnehmen wollen oder nicht, unsere Gene tun es!

Wenn es um den Punkt geht, ob wir eher zur Monogamie oder zur Promiskuität neigen, gibt es in der Literatur keine eindeutigen Belege, und je nach der gelernten Weltauffassung des einen oder anderen Autors finden sich gegenläufige Betrachtungen und Ergebnisse. Nun zur Frage nach der Entwicklungsgeschichte der Sexualität. In der vergleichenden Betrachtung im Tierreich kommen dabei die Hylobates, zu denen die Gibbons und Siamangs zählen, die beiden Schimpansenarten, die Gorillas und der Orang-Utan infrage. Es gibt dabei keine eindeutige Antwort auf die Frage, ob nun eher eingeschlechtliche, mehrgeschlechtliche, Einzel- oder Mehrfachbeziehungen genetisch geprägt sind, denn fast alle sexuellen Spielarten sind vertreten. Orang-Utans haben eine semisolitäre Lebensweise: Die Männchen sind Einzelgänger, bis auf die Zeit der Paarung. Sowohl Gorillas mit ihren Haremsgruppen als auch Schimpansen mit ihrer mehr oder weniger ausgeprägten Promiskuität („jeder mit jedem“) werden dem polygamen (Mehrfachbeziehungen) Umfeld zugerechnet; Gibbons sind im Vergleich dazu streng monogam (Einfachbeziehungen).

Sexualverhalten homogen verteilt

Innerhalb der einzelnen Spezies ist das Sexualverhalten somit weitestgehend homogen verteilt, so dass ich hier eher nicht von einer eindeutigen genetisch festgelegten Prägung ausgehen würde. Da die Schimpansenvorfahren in dem für die Menschwerdung relevanten Zeitraum noch nicht nachweisbar sind, vermutet man, dass sie sich erst durch Abspaltung von der menschlichen Stammeslinie entwickelt haben. Das erklärt auch die Aussage von Yves Coppens, einem der bekanntesten französischen Paläontologen und Paläoanthropologen, auf dessen Erkenntnisse ich in diesem Kapitel vielfach zurückgegriffen habe. Er moniert das „schier unglaubliche Fehlen jeglicher Prä-Schimpansen und Prä-Gorilla-Fossilien“, während Frühmenschen und/oder Australopithecinen schon Afrika durchstreiften. Unserem genetischen Verwandtschaftsgrad zum Schimpansen widerspricht dies nicht: Vor 20 Millionen Jahren können sich Prä-Hylobates und andere Hominiden getrennt haben, während Vormenschen und Prä-Panidae sich erst vor 3 Millionen Jahren genetisch voneinander entfernt haben. Eine Festlegung, ob wir nun genetisch eher monogam sind oder nicht, halte ich beim heutigen Stand der Wissenschaft für immer noch spekulativ.